Said Tiraei Die Quelle seiner Farben und Formen liegt unzweifelhaft in seiner Heimat Afghanistan, und der Fluss seiner bildhaften Erinnerungen geht durch Pakistan und Indien. Hier bilden sich die kraftvollen Wurzeln im Schaffen von Said Tiraei. 1975 wird Said Tiraei in Kabul als Sohn einer angesehenen und politisch engagierten Familie geboren. Er ist gerade erst vierzehn Jahre alt, als die bedrohlichen Umstände, unter denen die gesamte Familie seit Langem leidet, unerträglich werden. Nachdem seine Geschwister bereits vorher in Sicherheit gebracht werden, verlässt seine Mutter mit ihm die Heimat. Die Flucht führt nach Nepal und im Jahre 1990 nach Pakistan. Dort entdeckt der Kunstmaler und Lehrer Nassir Amidi den jungen Said Tiraei und nimmt ihn als Schüler auf. Said lernt, Anschauungen und Gefühle in Farben und Formen zu transformieren. Bleistiftzeichnungen, Öl und Kreide, Farb- und Formperspektiven stehen auf dem Stundenplan. Aber in erster Linie gilt es, äußere und innere Realität zu erfassen und wiederzugeben. 1991 setzt Said seine Ausbildung in Indien fort. Dazu gehört das eingehende Betrachten und Erfühlen der indischen Kultur. Er lernt, seelische Empfindungen und Konflikte wahrzunehmen, zuzulassen und künstlerisch zu äußern, Seelenbotschaften fließen zu lassen. Schon als Dreijähriger hat Said Tiraei mit dem Zeichnen begonnen, hat durch Beobachtung und Nachahmung von Künstlern gelernt, die mit der Familie befreundet sind. Jetzt während der Flucht, in den Jahren der äußeren Unsicherheit, bietet ihm die Kunst Zuflucht und Sprache. Endlich in Deutschland angekommen, bildet sich aus der Verarbeitung des Erlebten schon sehr früh sein eigener Stil heraus, sodass 1994 bereits die erste Ausstellung des damals erst 19 Jahre alten Said Tiraei eröffnet werden kann. Heute ist der Kontrast zwischen den Kulturen, den Ländern und den Menschen nach wie vor in ihm lebendig. Seine Technik hat sich verfeinert, die Übergänge zwischen den kontrastierenden Farben und Formen sind weicher; die Gegensätze sind tiefer, aber auch friedlicher geworden. Die Wurzeln und die Kraft der asiatischen Denk- und Kulturwelt bleiben erkennbar – sie durchstrahlen seine Arbeiten, und gerade dadurch wirken sie äußerst ästhetisch und ansprechend. „Said Tiraei ist ein Wanderer zwischen zwei Welten. Seine Bilder haben einen sehr eigenwilligen und eigenen Stil und sperren sich gegen den gerade angesagten Modetrend.“ (Günter Wallraff) „Einige Arbeiten von Said Tiraei sehen so aus, als hätte er die Farbe in Wellen über die Leinwand branden lassen. Diese besondere Technik, die die Formen noch fließender erscheinen lassen, hat Tiraei erst in jüngster Zeit entwickelt. Als würden seine viele Jahre lang unterdrückten Erinnerungen an seine Heimat Afghanistan beginnen, kräftiger zu sprudeln, sich der Fluss der Erinnerungen in seinem künstlerischen Werk immer stärker niederschlagen.“ (Kölner Stadt-Anzeiger)